Dienstag, 13. Februar 2018

Wie ich für 40.000 Deutsche zum Börsenguru werde

Heute möchte ich mit euch ein kleines Gedankenexperiment starten und euch zeigen, wie ihr zum Börsenguru werden könnt. Nehmen wir an ich schicke jedem der ca. 82 Millionen Deutschen eine E-Mail in der ich die Entwicklung des DAX voraussage.
Da Prognosen schwierig sind und ich natürlich keine Ahnung habe wie der DAX sich entwickelt, schicke ich der einen Hälfte die Nachricht, dass der DAX steigt. Der anderen Hälfte teile ich mit, dass der DAX im nächsten Monat fallen wird. Je nachdem, ob der DAX am Ende des nächsten Monats gestiegen oder gefallen ist, sortiere ich die eine Hälfte aus und schreibe den verbleibenden 41 Millionen eine E-Mail. Auch dieses mal bekommen 20,5 Millionen Menschen eine Mail in der steht, dass der DAX steigt und der anderen Hälfte sage ich einen Verlust im DAX voraus. Natürlich habe ich wieder bei der Hälfte der E-Mails recht und sortiere die andere Hälfte aus, sodass nach 2 Monaten noch 20,5 Millionen Leute übrig bleiben, denen ich 2 richtige Vorhersagen in Folge gemacht habe. Wenn ich dieses Spiel jetzt über die nächsten 10 Monate weiter spiele, dann bleiben nach einem Jahr noch etwas mehr als 40.000 Leute übrig, denen ich 12 Monate in Folge richtig vorausgesagt habe, wie sich der DAX im nächsten Monat entwickeln wird. 

Wenn ich diesen Leuten jetzt anbiete ihr Geld zu verwalten, was glaubt ihr wie viele würden mir ihr Erspartes anvertrauen?


Dieses kleine Gedankenspiel soll zeigen, dass wir aus einzelnen Beobachtungen heraus keine Folgerungen für die Zukunft ziehen sollten. Wir müssen immer das große Ganze betrachten und da ist meine Erfolgsquote für die DAX-Vorhersage gelinde gesagt miserabel.

Sehen wir uns das Beispiel eines geübten Fallschirmspringers an. Wenn dieser mehr als 1000 Fallschirmsprünge absolviert hat, gilt er als absoluter Vollprofi. Er bereitet sich immer gewissenhaft vor und checkt alles mindestens zweimal bevor es tatsächlich losgeht. Er könnte das Gefühl bekommen ihm kann nichts passieren, er hat bis jetzt jede brenzlige Situation gemeistert. Fallschirmspringen ist für ihn 100 % sicher. 
Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass auch solch erfahrenen Springern beim 1001. Sprung ein Fehler unterläuft und sie sterben. "Nichts ist sicher, außer dem Tod und Steuern", wusste schon Benjamin Franklin. 

Wenn ein Anleger jetzt eine, z.B. Canabis-Aktie kauft und diese Aktie steigt und steigt, dann kann es leicht passieren, dass sich dieser Anleger für den absoluten Börsenprofi hält und allen erzählt wie genial seine Aktienauswahl war. Er investiert alles in diese Aktie, weil die schon super gelaufen ist und er weiß was er tut. Irgendwann schmiert die Aktie ab und erst dann realisiert er, dass er keine Ahnung hatte was er tat und alles nur Glück war. Ähnlich wie unser Fallschirmspringer, nur weniger tragisch.

"Es gibt keine 100 prozentige Sicherheit!"


Wie es sich für jeden guten Investor gehört, habe ich daher eine Strategie für mich festgelegt. Diese soll mir bei der Entscheidung helfen, ob ich eine Aktie kaufe oder nicht. Die Strategie basiert auf Erfahrungen aus der Vergangenheit und hier liegt für mich auch schon eines der größten Probleme. Es gibt keine 100 prozentige Sicherheit. Nur weil die Strategie in der Vergangenheit gute Resultate gezeigt hat, ist das keine Garantie, dass dies in Zukunft auch noch so sein wird. Diesen Satz kennt so oder so ähnlich jeder, der schoneinmal die Verkaufsbroschüre eines Aktienfonds in der Hand hatte.

Mit dem Bullenmarkt seit 2009 kennen die Kurse eigentlich nur eine Richtung. Dies führt für mich auch zu dem Problem, dass ich keine Ahnung habe was mit meiner Strategie im Falle eines Crashs an den Börsen passiert. Wird sie erfolgreich sein, werde ich sie erfolgreich umsetzen können und eventuell aufkommende Zweifel überwinden? Vor allem Anlegern wie mir, die noch keinen wirklichen Crash mitgemacht haben, wird es im Falle eines Falles sicher schwer fallen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich versuche daher immer wieder mir vorzustellen was wäre, wenn mein Depot von jetzt auf gleich nurnoch halb so viel Wert wäre. Dadurch will ich mich in die Situation hineinversetzen um dann, wenn es soweit ist, gut darauf vorbereitet zu sein.

Wie bereitest du dich auf einen möglichen Crash vor? Oder bist du der Meinung die Märkte steigen immer weiter? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

Euer Privatanleger







4 Kommentare:

Ralph hat gesagt…

Nettes Beispiel mit den E-Mail Verteiler ;)

Bei mir ist es ähnlich mit dem Crash, mit der "größe" meines Depot bin ich mittlerweile auch gespannt, wie ich reagiere, wenn es über einen längeren Zeitraum Berg ab geht.

Super Blog von dir und sehr transparent, muss an deiner Berufsrichtung liegen ;)

Gruß Ralph

Der Privatanleger hat gesagt…

Hallo Ralph,

freut mich, dass dir der Blog gefällt. Du scheinst auch ähnlich weit zu sein wie ich und ich freue mich natürlich, wenn es noch mehr Technik- und Finanzbegeisterte da draußen gibt!

Nico hat gesagt…

Hallo Privatanleger,

zunächst einmal finde ich es super, dass du dir auch Gedanken machst über verschiedene Szenarien, die dein Depotwert betreffen!

Ich denke aber, es ist schwierig sich vorzustellen, was man fühlt, wenn das Depot die Hälfte des Wertes verliert.

Erstens, weil es nur eine Vorstellung ist und man weiß, dass es nicht wahr ist und dass wenn man die Augen öffnet, das Depot wieder im Normalzustand ist.

Und zweitens, weil so ein Crash nicht von einem Tag auf den anderen passiert und auch nicht von einem auf den anderen Tag wieder vorbei ist. Der Markt kann über Jahre hinweg sinken und man weiß nie, wann es aufhört.

Dadurch, dass es so lange dauert und man nicht weiß wie lange es weitergeht, zermürbt das den Anleger und er verspürt einen mentalen Schmerz.

Das geht dann so lange, dass es sich auch auf die Umwelt des Anlegers äußert. Deshalb ist es schwer, sich das vorzustellen, bevor es passiert.

Daher ist meine Strategie, zwar weiterhin zu investieren, dennoch nicht zu viele Risiken einzugehen und auch etwas Cash parat zu haben. Erst wenn ich nach dem nächsten Crash weiß, wie ich mich dabei fühle, kann ich eventuell mehr Risiken eingehen (oder eben noch weniger). =)

Beste Grüße,
Nico

Der Privatanleger hat gesagt…

Hey Nico,

da hast du absolut recht. Natürlich wird man seine Gefühle erst entdecken, wenn es wirklich soweit ist. Nichtsdestotrotz denke ich, dass es hilfreich ist sich darüber im Klaren zu sein, dass die Börse keine Einbahnstraße ist.

Ständige Angst vor einem Crash ist aber auch nicht zielführend, wie ich sie aus manchen Beiträgen in diversen Facebook-Gruppen kenne. Deshalb denke ich sollte die eigene Strategie immer an das Risiko angepasst sein das man bereit ist in Kauf zu nehmen. Und natürlich nur Geld zu investieren, dass nicht anderweitig benötigt wird.

LG der Privatanleger!